Am Tag des beginnenden Geburtsprozesses merkte ich immer wieder ein Ziehen im unteren Rücken. Manchmal so stark, dass ich lieber nicht sitzen wollte. Im Laufe des Tages nahm das Gefühl zu. Ich wusste schon, dass das eine körperliche Vorbereitung auf die Geburt war, aber redete mir ein, dass das nichts bedeutete. Ich wollte nicht enttäuscht werden, dass es doch nur Übungswehen waren, denn schließlich warteten wir schon 9 Tage mehr oder weniger ungeduldig.
Am Abend, bevor ich noch in die Gemeinschaftssauna ging, war ein Wehenabstand von fünf bis zehn Minuten da. Dorothea freute sich. Alexander war aufgeregt. Ich dachte immer noch, es müsste nichts heißen.
Nach der Sauna brachten wir Lomia ins Bett und Dorothea kam nochmal vorbei. Ich sagte ihr, dass ich nicht glaube, dass es heute Nacht losgeht. Ich glaube, ich wollte nicht nur ihr Schlaf schenken, sondern auch mir. Als wir uns dann ins Bett begaben, wusste ich schnell, dass ich gar nicht zum Schlafen kommen werde. (22Uhr)
Die Wehen nahmen an Intensität zu und ich begab mich regelmäßig zur Entleerung auf die Toilette. Mit Alexander lag ich gemeinsam im Bett neben Lomia und veratmete Wehe für Wehe. Da sagte ich immer wieder, dass ich stark bin und das schaffe. Die Schmerzen waren so intensiv und anders als ich es von Lomias Geburt kannte, aber ich hatte Vertrauen, das zu schaffen.
Und trotzdem gab es einen Teil in mir der dachte, es könnte sich so noch ewig weiterziehen.
Alexanders Anwesenheit war so unterstützend. Bei jeder Wehe massierte er mir den unteren Rücken.
Irgendwann entschied ich mich für eine Wanne, da ich hoffte, es würde so ertragbarer werden.
Alexander bereitete alles vor, stellte die Wanne und Kerzen auf. In der Wanne war keine Position die Richtige, das Wasser zu heiß und ich merkte mal wieder, dass meine Verbindung zum Wasser nicht stark genug war, um darin gebären zu wollen.
Wir entschieden uns, ins Wohnzimmer zu gehen. Auch hier bereitete Alexander alles vor, was als Wunsch auf meiner Liste stand. Kerzen, Matratze, gedimmtes Licht. Ich bat ihn dann, Dorothea anzurufen, noch immer im glauben, dass es noch dauern könnte. (5:29Uhr)
Ich legte mich auf die Matratze, liegend am Sofa und veratmete weiter. Für mich waren es tatsächlich Wehen. Sie kamen zwar in Wellen, aber fühlten sich jedes Mal wie ein Sturm an. Deshalb ist es für mich auch stimmig sie so zu nennen, obwohl ich es in meinen Ausbildungen ganz anders gelernt und verinnerlicht habe.
Ich wollte nun auch nicht mehr angefasst werden und ganz bei mir sein.
Gemeinsam mit Dorothea veratmete ich weiter. Ganz, wie es sich für mich stimmig anfühlte.
Und auch das war nicht die gelernte Technik, denn die schien einfach nicht zu passen.
Ich merkte, wie sich mein Kopf einschaltete und mir mitteilte, es könnte so jetzt noch fünf Stunden weitergehen. Ich meine, das sogar geäußert zu haben. Ich wollte auf jeden Fall nicht mehr und das sagte ich auch irgendwann.
Und wie Geburt eben so ist, spürte ich wenig später, wie sich das Baby in mein Becken schiebt. Der Schmerz veränderte sich und ich teilte es im Raum erleichtert mit. Sofort begab ich mich in den Vierfüssler, erhöht mit dem Oberkörper auf dem Sofa.
Jetzt dauerte es nicht mehr lange, ich wusste es. Und das ließ mich erfreuen und noch einmal richtig Kraft tanken.
Jetzt waren es Wellen. Ich konnte richtig gut mitgehen, auch wenn sie mich jedes Mal überraschend überkamen. Ich wollte sie und spürte jedes Mal mehr, wie sich das Baby in den Geburtskanal schob. Ich schob intuitiv mit, sogar in den Pausen, weil ich so kraftvoll spürte, dass dann gleich ein neues Wesen bei uns sein würde. Ich sah noch die Tränen in den Augen von Dorothea (❤️), bevor sie warmes Wasser vorbereitete und sich hinter mich setzte.
Nur wenige Endwellen später, mir kam es vor wie 10 Minuten, war der Kopf da. Und plopp, dann das Baby. Ich drehte mich um, lachte und sagte „Es ist ein Mädchen.“ Ich setzte mich und dann landete sie auch schon in meinen Armen. Erleichterung. Freude. Stolz. Staunen. Liebe ❤️✨
Geburt, du bist magisch. (7:29Uhr)
Marianna