Wir waren etwas unentschlossen, ob wir nach unserer ungeplanten Alleingeburt bei unserem letzten Baby diesmal der Einfachheit halber eine geplante Alleingeburt wagen sollten. Ich war so im Vertrauen in mich und meinen Körper, und die Verbindung zwischen meinem Baby und mir war so stark, dass ich mir das durchaus hätte vorstellen können. Doch immer wieder kam in mir das Gefühl auf, Doro wieder dabeihaben zu wollen. Also rief ich sie an – und nach einem kurzen Gespräch war für mich klar: Die Geburt wird mit Doro an meiner Seite stattfinden.
Sie reiste etwa eine Woche vor unserem ET ins Sauerland, und gemeinsam warteten wir auf unser viertes Wunder. Es war so schön zu spüren, wie Doro sich Tag für Tag mehr in unsere Familie integrierte und wir diese besondere Vorgeburtszeit zusammen erleben durften.
Etwa eine Woche nach unserem ET konnte ich nach ein paar nächtlichen Wehen morgens eine Zeichnungsblutung erkennen. Mir war klar: Am Abend würde es bestimmt richtig losgehen. Tagsüber war ich sehr abgelenkt mit den Kindern, meine Eltern kamen noch mit Essen vorbei und auch Doro kam auf einen Kaffee dazu. Als alle wieder gegangen waren, bat ich meinen Mann, die beiden Jungs zu Oma und Opa zu bringen. Unsere große Tochter wollte gerne bei der Geburt dabei sein.
Kaum war ich gegen 17:30 Uhr allein im Haus, rollte schon die erste kräftige Wehe an. Von da an hatte ich alle zehn Minuten Wehen, die ich gut veratmen konnte. Ich bat meinen Mann, zügig zurückzukommen, um den Geburtsraum vorzubereiten und den Pool aufzustellen. Auch Doro wartete in ihrer Ferienwohnung, etwa sieben Minuten entfernt, auf meinen Anruf. Während mein Mann und unsere Tochter alles herrichteten, konnte ich Wehe für Wehe weiterarbeiten.
Unser Wohnzimmer verwandelte sich in eine gemütliche Geburtshöhle: Kerzen brannten, ein rotes Licht flackerte und mein Tönen unterstrich die besondere Stimmung. Gegen 20 Uhr rief ich Doro an, die kurze Zeit später schon dazu kam. Ich liebe die Atmosphäre, wenn sie den Raum betritt – so zurückhaltend und trotzdem präsent, liebevoll und mit respektvollem Abstand. Mit ihrer Erfahrung kann sie einfach da sein, Raum halten und genau spüren, wann – und ob überhaupt – sie etwas tun muss.
Einige Zeit nach ihrer Ankunft stieg ich in den Pool. Das brachte mir viel Entspannung und neue Energie, denn mein Kopf hatte schon früher mit der Ankunft unseres Minimenschen gerechnet. Nach weiteren Wehen, einem Toilettengang und dem Gefühl, es gehe einfach nicht weiter, musste ich mich schließlich übergeben. Ich war erschrocken über mich selbst – ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, was eine Geburt betrifft.
Kurze Zeit später setzten die Presswehen ein. Immer wieder bekam mein Körper zwischendurch Gelegenheit, sich vollständig zu entspannen – ich schlief fast zwischen den Wehen ein. Unbeschreiblich! Trotzdem hatte ich das Gefühl, es gehe nicht voran. Ich sprach das aus, und Doro hörte die Herztöne unseres Babys ab. Sie konnte mir versichern, dass alles in Ordnung sei. Es war sehr schwer, das Köpfchen weiter nach unten zu schieben, was mich verunsicherte. Doch Doro beruhigte mich mit einfühlsamen Worten und hilfreichen Tipps.
Wehe für Wehe dehnte sich mein Gewebe mehr. Immer wieder rutschte das Köpfchen zurück, bis ich durch Doros Zuspruch Mut fasste, kräftiger zu pressen. Schließlich wurde der Kopf – nicht nur das Köpfchen – geboren, und kurz darauf glitt auch der Körper hinterher. 23:05 Uhr. Doro bemerkte schneller als ich, dass die Nabelschnur zweimal um den Hals gewickelt war, und half mir, ihn zu entknoten, bevor ich ihn endlich zu mir hochnehmen konnte.
Wow. Was für eine Arbeit. Was für eine Erfahrung. Ich hatte es geschafft. Unser Baby war geboren! Wie froh war ich in diesem Moment, dass ich nicht alleine war. Dass Doro bei mir – bei uns – war. Denn es dauerte einen Augenblick, bis wir sicher wussten, dass alles in Ordnung war.
Etwa eine halbe Stunde später gebar ich problemlos die Plazenta, die ich eine Nacht am Baby lassen wollte.
Wir kuschelten unseren kleinen großen Mann in ein rotes Handtuch und überreichten ihn zum ersten Mal seinem Papa. Ich konnte aufs Sofa klettern, und als mein Baby wieder bei mir lag und wir ihn wogen, wussten wir, warum die Geburt doch etwas schwerer gewesen war: Anders als meine letzten zarten Babys brachte er stolze 4400 g auf die Waage und hatte einen Kopfumfang von 38 cm. Umso dankbarer war ich, dass ich während der Schwangerschaft ganz auf uns vertraut hatte und diese Daten nicht vorher kannte.
Ich werde Doro niemals vergessen und ihr ewig dankbar sein, dass drei unserer Kinder mit ihrer Begleitung so friedvoll auf die Welt kommen durften. Sie lebt ihre Arbeit mit so viel Hingabe. Die Selbstbestimmung der Frau steht bei ihr immer an erster Stelle – und genau das durfte ich spüren, ohne dass es vieler Worte oder großer Taten bedurfte.
Danke, Universum!
Lena Deppe